"Gedanken zur Nacht"

Vision 2022

Seit Nostradamus, der berühmten "Utopia" von Thomas Morus und seit Orwells eindrücklicher "1984-Vision" versuchten die Menschen immer wieder, in die Zukunft zu blicken. Futurologie ist zwar noch keine eigentliche Wissenschaft, verlockt aber immer mehr zu gewagten Prognosen, heute schon zu sagen, was morgen sein könnte. Auch ich kann dieser Versuchung nicht widerstehen und male mir deshalb aus, wie unsere Schweiz in 20 Jahren aussieht:

* Die totale Globalisierung und perfekte Arbeits-Rationalisierung ist dann weltweit abgeschlossen: Die freie Meinungsäusserung bleibt aber weiterhin garantiert, sofern sie den behördlichen Ansichten und den Parolen der USPP (United Swiss-Poeple-Party) entspricht.

* Die Europa-Provinz Schweiz hat die letzte Volksabstimmung schon anno 2015 durchgeführt. Seitdem werden die neuesten Bestimmungen in wöchentlichen Eurolex-News als Pflichtlektüre publiziert. Wer mehr als drei Gesetzesübertretungen pro Jahr begeht, wird im "Shame-Corner" der "Euro-Swiss", der schweizerischen Einheitszeitung, publiziert.

* Nach Auflösung des National- und Ständerates beweist der Bundesrat als einzige Behörde der Bevölkerung mittels Spindoctors und der seit 2003 erfolgreich angewandten Psychotechnik des neurolinguistischen Programmierens, dass er es immer nur gut meint und deshalb Gehorsam verdient.

* Migros und Coop - zwei traditionell von hohen Idealen geprägte genossenschaftliche Selbsthilfe-Organisationen - haben zur Migroscoop fusioniert. Das vereinigte Unternehmen beherrscht, "mit vorbildlichem Ethos der Allgemeinheit verpflichtet", anstelle früherer KMU-Firmen über 95% des gesamten Détailhandels mit seinem "perfekt qualitätsbewussten und konkurrenzlosen Preis/Leistungs-Verhältnis." Der Fusion haben die Genossenschafter/innen selbstverständlich mit den obligaten 98% freudig und demokratisch zugestimmt. Bauernbetriebe und Bio-Gärtnereien sind längst "ein wertvoller Teil der überaus erfolgreichen, fortschrittlich-zeitgemässen und extrem kundenfreundlichen migroscooptimistischen Gesamtstrategie."

* Kürzlich sind wieder zwei internationale Sammelklagen beim Supreme Court of the United States eingereicht worden:

  • Die Weltunion der Linkshänder/innen verlangte 3 Milliarden Dollars von den Reissverschlussherstellern, weil diese sich weigerten, spezielle linkshändige Modelle herzustellen.
  • Die Minderheit der nicht im 670 Seiten starken internationalen Minderheiten-Katalog notierten Minderheiten forderte Schadenersatz von der Mehrheit der Minderheiten.

* Das seit 2012 interaktive Fernsehen führt mit dem Publikum, wie es im TV-Manual heisst, "täglich einen konstruktiven persönlichen Kontroll-Dialog, um sich mit gezielten Umfragen zuhanden der Regierung laufend über die konformpositive staatsbürgerliche Gesinnung der obligatorischen Abonnenten zu informieren."

So, jetzt reicht es aber mit der Schwarzseherei, mögen manche Leser/innen denken. Das wird doch alles nicht so heiss gegessen, wie es - zum Teil jetzt schon - (vor)gekocht wird. Vielleicht besinnen sich ja die mächtigen Manager nach ihrer beliebten Devise "Bei uns steht immer der Mensch im Mittelpunkt" (und somit im Wege..!) wieder auf eine wirklich humane Geschäftspolitik und konzentrieren sich statt grenzenloser Expansion in Zukunft wieder auf ihr "Kerngeschäft", den Kundendienst? Eventuell wird Europa von der Bürokraten-Diktatur wieder zur völkerverbindenden Idee? Wird uns der "Big Brother" gouvernemental-diktatorischer Beeinflussung und Ueberwachung nicht doch noch erspart?

Mein Vorschlag zur Güte: Wir treffen uns im Sommer 2022 wieder "live" im Global-Chat-Room 99 von www. Dann werden wir ja sehen, was sich verändert hat! Möglicherweise bin ich dann aber bereits definitiv verhindert, sodass ich die tatsächliche Realität meiner Vision 2022 nicht mehr erleben darf oder muss. In diesem Falle mögen Sie bitte mein Nichteinclicken gütigst verzeihen!

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